Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Vor- und Nachteile des Cabeceos

(Kommentare: 0)

 

Wieder einmal ist eine heiße Diskussion um den Cabeceo entbrannt. Vor allem die Frauen "fordern" hier mehr Initiative von den Männern. Aber es gibt auch "Gegenstimmen". Zeit also, sich der Thematik etwas intensiver zuzuwenden.

 

Beginnen wir doch einmal mit den Vorteilen für den Mann. Es gibt keine! Jedenfalls sehe ich keine. Da ich als Mann sowieso auffordere, werde ich wohl mit Cabeceo auch nicht mehr Tänze haben, als ohne. Einzig und alleine die Möglichkeit eines "Korbes" ist - nicht geringer - aber anders. Ich kann gar nicht beurteilen, ob ich einen Korb bekommen habe oder ob sie einfach nur nicht hergesehen hat (oder wollte). Gut, das mag ein Vorteil sein.

 

Ganz anders verhält es sich mit den Vorteilen für die Frau. Sie hat deutlich mehr Wahlrecht. Hat sie ja eigentlich auch so (also wenn der Mann kommt und fragt). Aber da gibt es dann Aussagen wie Ablehnen wäre "peinlich", "fällt schwer", etc. Beim Cabeceo blickt sie eben erst gar nicht hin (und vermeidet damit ungewollte Tänze). Zugegeben, ein enormer Vorteil in meinen Augen. Und somit dürfte das das Argument schlechthin für den Cabeceo sein.

 

Welche Nachteile hat der Mann durch den Cabeceo zu erwarten? Ich denke, er wird weniger tanzen. Und er wird auch nur noch mit einer eingeschränkten Zahl von Frauen tanzen. Weniger, weil er eben mittels Cabeceo nicht zum Zug gekommen ist (eine Cortina ist vielleicht 20 Sekunden lang?). Der Mann sieht also seine Auserwählte an (das kann u.U. schon ein paar Sekunden dauern). Sie aber nicht ihn. Also versucht er es bei der nächsten. Und schon sind die 20 Sekunden um. Er hat aber keinen Blick "erhascht" und konnte sich somit "verabreden". Also wird er jetzt nicht tanzen.

 

Natürlich kann er es weiterhin versuchen. Aber sobald die Tanda begonnen hat, wird die Sicht auf die Umsitzenden schwieriger. Also muss er u.U. aufstehen und woanders hingehen. Und im Gegensatz zum "klassischen" Auffordern (verbal) werden eben viele Frauen nicht hinsehen. und so "entgehen" ihm einige Tandas mit der Frau, die er gerade wollte. Das dürften wohl wesentlich mehr "Fehlversuche" sein, als Ablehnungen bei der klassischen Variante.

 

 

Gibt es auch Nachteile für die Frau? Außer das sich der Mann vielleicht nicht traut (per Cabeceo) oder es einfach nicht richtig hinkriegt, sehe ich keinen Nachteil. Ist also vermutlich so wie bei den Vorteilen für Männer. Keine oder kaum Abweichungen zu bisher.

 

Gibt es geschlechtsunabhängige oder generelle Vorteile (z.B. für die gesamte Milonga oder die Tangogemeinde)? Die Milonga wird "argentinischer" (dort ist der Cabeceo "Standard"). Aber sonst? Jeder muss aktiver auf die anderen Anwesenden achten. Aber ist das wirklich ein Vorteil? Will ich das? Zumindest muss ich mir dann eine unauffälligere Art der Beobachtung überlegen, sonst wird jeder Blick gleich als Cabeceo gesehen (dabei wollte ich nur mal sehen, wer überhaupt da ist oder noch dazugekommen ist).

 

Und die generellen Nachteile? Da fällt mir viel ein. Aufgrund der Licht- und Sichtverhältnisse hiesiger Milongas kann es u.U. schon schwierig werden, einen Cabeceo überhaupt mitzukriegen. Es ist oft zu dunkel (was ich jedoch nicht unbedingt als Nachteil sehe. Ich will ja nicht immer im Rampenlicht tanzen. Und schon gar nicht von einem Scheinwerfer geblendet). Mangels Brille (nicht aus Eitelkeit, aber sie stört eben beim Tango) "zerplatzen" viele Cabeceos ungesehen.

 

Ich kann mich als Tänzer vor jeder Tanda auf max. zwei bis vielleicht drei potentielle Tanzpartner einstellen/ausrichten. Für mehr ist einfach keine Zeit. Zudem bin ich fast gezwungen, mich zwischen den Tandas hinzusetzen (ich störe ja die Blicke der anderen) auch wenn ich weiterhin mit dem gleichen Tanzpartner (weiter-)tanzen will (oder muss dann auch gleich noch zwangsweise das "One Tanda only per partner" Prinzip eingeführt werden?)

 

Werden mit Cabeceo also mehr Frauen tanzen (bzw. die Frauen mehr) als bisher oder nur weniger Männer (und damit ja zwangsweise auch weniger Frauen)? Wird es "bessere" Tanzpaarungen geben (weil es wirklich beide wollten)? Wird es sich überhaupt durchsetzen? Oder werde ich als Mann aufgrund der beschriebenen Umstände vermehrt mit anderen Frauen tanzen als geplant (einfach aus dem Grund, weil unsere Blicke sich trafen und ich unbedingt tanzen will. Und bevor ich gar nicht tanze ...)? Man(n) darf gespannt sein.

 

Müssen unsere Cortinas (deutlich) länger werden (um genug Zeit zum "Erfolg" zu haben)? Vielleicht wird es "prickelnder". So beschreiben es zumindest die Frauen, die bevorzugt per Cabeceo aufgefordert werden (wollen). Ich für meine Teil würde aufgrund der Vorteile für die Frauen den Kompromiss gehen und eben manchmal die "Cabeceo only" Milonga ausrufen und manchmal eben alles so lassen wie bisher.

 

Wenn es vorher bekannt ist, kann ja jede(r) entscheiden wohin er/sie geht. Ich befürchte nur, dass manche Milonga dann in einer "women only" show enden, weil die Männer die "Cabeceo-Versionen" meiden werden (sie haben nichts oder kaum was "zu gewinnen", dafür kommen vermehrt Frauen, weil sie "mehr" davon haben oder es sich versprechen). Aber ich lasse mich überraschen. Vielleicht liege ich ja vollkommen daneben? Oder es gibt noch weitaus mehr, als ich bisher vermutet habe.

 

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Wieder einmal ist eine heiße Diskussion um den Cabeceo entbrannt. Vor allem die Frauen "fordern" hier mehr Initiative von den Männern. Aber es gibt auch "Gegenstimmen". Zeit also, sich der Thematik etwas intensiver zuzuwenden.

 

Beginnen wir doch einmal mit den Vorteilen für den Mann. Es gibt keine! Jedenfalls sehe ich keine. Da ich als Mann sowieso auffordere, werde ich wohl mit Cabeceo auch nicht mehr Tänze haben, als ohne. Einzig und alleine die Möglichkeit eines "Korbes" ist - nicht geringer - aber anders. Ich kann gar nicht beurteilen, ob ich einen Korb bekommen habe oder ob sie einfach nur nicht hergesehen hat (oder wollte). Gut, das mag ein Vorteil sein.

 

Ganz anders verhält es sich mit den Vorteilen für die Frau. Sie hat deutlich mehr Wahlrecht. Hat sie ja eigentlich auch so (also wenn der Mann kommt und fragt). Aber da gibt es dann Aussagen wie Ablehnen wäre "peinlich", "fällt schwer", etc. Beim Cabeceo blickt sie eben erst gar nicht hin (und vermeidet damit ungewollte Tänze). Zugegeben, ein enormer Vorteil in meinen Augen. Und somit dürfte das das Argument schlechthin für den Cabeceo sein.

 

Welche Nachteile hat der Mann durch den Cabeceo zu erwarten? Ich denke, er wird weniger tanzen. Und er wird auch nur noch mit einer eingeschränkten Zahl von Frauen tanzen. Weniger, weil er eben mittels Cabeceo nicht zum Zug gekommen ist (eine Cortina ist vielleicht 20 Sekunden lang?). Der Mann sieht also seine Auserwählte an (das kann u.U. schon ein paar Sekunden dauern). Sie aber nicht ihn. Also versucht er es bei der nächsten. Und schon sind die 20 Sekunden um. Er hat aber keinen Blick "erhascht" und konnte sich somit "verabreden". Also wird er jetzt nicht tanzen.

 

Natürlich kann er es weiterhin versuchen. Aber sobald die Tanda begonnen hat, wird die Sicht auf die Umsitzenden schwieriger. Also muss er u.U. aufstehen und woanders hingehen. Und im Gegensatz zum "klassischen" Auffordern (verbal) werden eben viele Frauen nicht hinsehen. und so "entgehen" ihm einige Tandas mit der Frau, die er gerade wollte. Das dürften wohl wesentlich mehr "Fehlversuche" sein, als Ablehnungen bei der klassischen Variante.

 

 

Gibt es auch Nachteile für die Frau? Außer das sich der Mann vielleicht nicht traut (per Cabeceo) oder es einfach nicht richtig hinkriegt, sehe ich keinen Nachteil. Ist also vermutlich so wie bei den Vorteilen für Männer. Keine oder kaum Abweichungen zu bisher.

 

Gibt es geschlechtsunabhängige oder generelle Vorteile (z.B. für die gesamte Milonga oder die Tangogemeinde)? Die Milonga wird "argentinischer" (dort ist der Cabeceo "Standard"). Aber sonst? Jeder muss aktiver auf die anderen Anwesenden achten. Aber ist das wirklich ein Vorteil? Will ich das? Zumindest muss ich mir dann eine unauffälligere Art der Beobachtung überlegen, sonst wird jeder Blick gleich als Cabeceo gesehen (dabei wollte ich nur mal sehen, wer überhaupt da ist oder noch dazugekommen ist).

 

Und die generellen Nachteile? Da fällt mir viel ein. Aufgrund der Licht- und Sichtverhältnisse hiesiger Milongas kann es u.U. schon schwierig werden, einen Cabeceo überhaupt mitzukriegen. Es ist oft zu dunkel (was ich jedoch nicht unbedingt als Nachteil sehe. Ich will ja nicht immer im Rampenlicht tanzen. Und schon gar nicht von einem Scheinwerfer geblendet). Mangels Brille (nicht aus Eitelkeit, aber sie stört eben beim Tango) "zerplatzen" viele Cabeceos ungesehen.

 

Ich kann mich als Tänzer vor jeder Tanda auf max. zwei bis vielleicht drei potentielle Tanzpartner einstellen/ausrichten. Für mehr ist einfach keine Zeit. Zudem bin ich fast gezwungen, mich zwischen den Tandas hinzusetzen (ich störe ja die Blicke der anderen) auch wenn ich weiterhin mit dem gleichen Tanzpartner (weiter-)tanzen will (oder muss dann auch gleich noch zwangsweise das "One Tanda only per partner" Prinzip eingeführt werden?)

 

Werden mit Cabeceo also mehr Frauen tanzen (bzw. die Frauen mehr) als bisher oder nur weniger Männer (und damit ja zwangsweise auch weniger Frauen)? Wird es "bessere" Tanzpaarungen geben (weil es wirklich beide wollten)? Wird es sich überhaupt durchsetzen? Oder werde ich als Mann aufgrund der beschriebenen Umstände vermehrt mit anderen Frauen tanzen als geplant (einfach aus dem Grund, weil unsere Blicke sich trafen und ich unbedingt tanzen will. Und bevor ich gar nicht tanze ...)? Man(n) darf gespannt sein.

 

Müssen unsere Cortinas (deutlich) länger werden (um genug Zeit zum "Erfolg" zu haben)? Vielleicht wird es "prickelnder". So beschreiben es zumindest die Frauen, die bevorzugt per Cabeceo aufgefordert werden (wollen). Ich für meine Teil würde aufgrund der Vorteile für die Frauen den Kompromiss gehen und eben manchmal die "Cabeceo only" Milonga ausrufen und manchmal eben alles so lassen wie bisher.

 

Wenn es vorher bekannt ist, kann ja jede(r) entscheiden wohin er/sie geht. Ich befürchte nur, dass manche Milonga dann in einer "women only" show enden, weil die Männer die "Cabeceo-Versionen" meiden werden (sie haben nichts oder kaum was "zu gewinnen", dafür kommen vermehrt Frauen, weil sie "mehr" davon haben oder es sich versprechen). Aber ich lasse mich überraschen. Vielleicht liege ich ja vollkommen daneben? Oder es gibt noch weitaus mehr, als ich bisher vermutet habe.

 

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