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Soll man, soll man nicht?

Krankheit als Norm?

Tja, soll man, soll man nicht? Vor ein paar Wochen, als die Blog-Seite vorgeschlagen wurde, war alles klar. Die Tango-Welt sollte schöner werden und ich wollte meinen Beitrag leisten. Dann kam soviel Arbeit rein, daß das Projekt eine Zwangspause bekam und in der Zeit durfte ich Beobachtungen machen, die die Frage aufwarfen, ob ein Beitrag meinerseits angemessen sei und ob der gewünscht ist. Anlaß war eine Begegnung, bei der mir vorgeschlagen wurde "doch mit raus zu gehen" einschließlich der dazugehörigen Einlagen. Grund war mein naiver Glaube, daß unser Sitzplatz auch unser Sitzplatz sei. Viel zum Sitzen kommen wir eh nicht, aber das Getränk stellt man doch ganz gerne ab und die Jacke/Tasche legt man auch gerne in Sichtweite.

Die ganze Geschichte war lächerlich und für den Flegel blamabel bis zum Abwinken, weil er einen Eindruck bestätigt hat, den ich schon vorher von ihm hatte. Der Punkt nur, der mir dann zum Denken gab, war die Tatsache, daß sich der Mensch in der Szene mit einer Selbstverständlichkeit bewegte und anscheinend genügend Damen zum Tanzen findet. 

Die Überlegung ist nun, daß er ja nicht nur mir gegenüber so geistreich ist und seine Manieren sonst nicht besser sind. Das trifft auch den "Tanzstil" und das Äußere und die Frage wie weit dies "normal" ist, im Sinne einer "Norm" als gehäuften Auftretens, wurde eminent. 

Nach meinen Beobachtungen ist hier tatsächlich das Verhalten als "Normal" einzustufen. In einer Szene, in der permanent appelliert wird an einen Codex des Tangos, gibt es kaum Respekt voreinander. Nun ist auch die Welt, aus der der Tango kommt, keine elitäre Welt und damit wird das Ganze fast authentisch und die Frage, die sich für mich aufwarf war einfach, ob ich denn wirklich vorhätte, daran etwas zu ändern. Wir kommen zum Tanzen und Anschluß suchen wir eh nicht, also - was soll's? 

Es ist die nagende Frage, die man sich stellt: vielleicht machen ja nicht alle aus Überzeugung mit, sondern aus einem Mangel an Alternativen. "Man" akzeptiert ja so leicht, was "allgemein üblich ist" und der letzte Anstoß war die Frage, wieviel ist die eigene Überzeugung wert, wenn man sie nicht einmal vertritt?

Deshalb - für alle, die "Krankheit als Norm" nicht akzeptieren wollen meine Anregungen.

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