Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Was sollte in einem Anfängerkurs vermittelt werden? Teil I

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Was sollte meiner Meinung nach in einem Anfängerkurs für TA unterrichtet werden? Ich sehe das ja aus Sicht des "Anwenders", des Endverbrauchers sozusagen. Was habe ich in meinem bisherigen TA-Leben unbedingt gebraucht? Was hätte ich also gerne in einem Anfängerkurs beigebracht-haben-wollen?

 

Ein bisschen Hintergrundwissen zum Thema ist ganz allgemein sicher nicht schlecht. Das kann man zwischendurch einfließen lassen. Es kann als Einführung in der ersten Stunde gebracht werden. Zumindest sollte man die Schüler darauf hinweisen, sich etwas mit dem Thema zu befassen. Ist vielleicht nicht unbedingt überlebenswichtig. Wer aber länger beim TA dabei sein will, der sollte über entsprechende Kenntnisse verfügen. Hilft dabei bestimmte Rituale oder Verhaltensweisen zu verstehen.

 

Dann natürlich die Tanzhaltung. Das kam mir bisher immer zu kurz. Klar, die Umarmung selbst ist schnell erledigt. Aber sie ist doch so viel mehr. Wie und warum halte ich welchen Arm wie? Was ist gut? Was ist schlecht? Worauf sollte ich unbedingt achten? Welche Rolle übernimmt der Oberkörper? Die "Unabhängigkeit" von Ober- zu Unterkörper. Und natürlich die Sache mit der Nähe zum Tanzpartner. Das ganze sollte auch mit verschiedenen Tanzpartnern geübt werden. Denn nicht jede/jeder empfindet es gleich. So lerne ich relativ frühzeitig, worauf es hierbei ankommt und gewöhne mir "schlechtes" oder falsches möglichst erst gar nicht an.

 

So, jetzt kann ich also meinen Tanzpartner "halten". Da könnten wir doch gleich einmal ein bisschen Musik dazu machen. Ja, bleibt ruhig stehen. Keiner muss einen Schritt gehen. Fangt an zu HÖREN. Na, was sagt die Musik? Augen zu! Alle! Auch die Männer (die haben künftig ja kaum noch Gelegenheit dazu). Hören und fühlen. Die Musik. Die Partnerin. Wie fühlt sich eine gute Umarmung an? Sprecht gleich darüber. Das wird nämlich in Zukunft vermutlich nie mehr geschehen. Nutzt gleich die Möglichkeit des Feedbacks an euren Tanzpartner. Was ist gut? Was weniger? Und dann Partnerwechsel. Nächste Runde. So bekommt ihr gleich einmal ein Gefühl dafür.

 

Fast wie von alleine fangen die ersten Tanzpaare an sich ein bisschen zu bewegen. Sie nehmen den Rhythmus auf. Sie entwickeln "Taktgefühl". Dafür brauche ich nicht einmal Schritte zu unterrichten. Das würde sie vermutlich jetzt auch nur ablenken. Und so leid es mir tut, aber bereits jetzt ist die Zeit, sich von einigen zu verabschieden. Wer jetzt noch lange stocksteif und untätig rumsteht, der kann es gleich bleiben lassen. Klingt gemein? Hat jemand eine andere Meinung?

 

Wer kein Musikgefühl mitbringt, der soll sich sein weiteres Geld sparen. Es wird ihm/ihr wohl nichts bringen. Oder bestenfalls mit sehr, sehr viel Aufwand. Gehet hin und tuet mit eurer Zeit etwas Besseres.

 

Zurück zu denen, die bereit für die nächste Stufe sind. Vermutlich kam keiner der Männer (genauer: der Führenden) auf die Idee, seine Partnerin (die Folgenden) mittels Armeinsatz zu "bewegen". Warum auch. Durch den nicht vorhandenen Zwang zu laufen, haben sich vermutlich alle Frauen "am Körper" des Mannes orientiert. Sie "erfühlen" bereits worum es geht. Die "kopieren" seine Bewegungen. Sie versuchen sich im Gleichklang zu bewegen. Mir hat das am Anfang keiner beigebracht. Deshalb dachte ich zuerst, ich muss meine Hände und Arme zum "Lenken" einsetzen.

 

Und nur zur Erinnerung: wir sind noch keinen einzigen Schritt gelaufen. Dafür haben wir bereits zwei der wichtigsten Punkte gelernt: eine für beide angenehme Tanzhaltung und Umarmung und das Lauschen auf die Musik (die uns schließlich vorgibt, was zu tun ist). Und genau genommen sind es sogar drei Aspekte. Nämlich zusätzlich noch die Erkenntnis, sich am Partner (Führenden) zu orientieren.

 

Das alles kann jetzt jeder zu Hause weiter üben. Dafür brauche ich weder viel Platz, noch weitere Anweisungen. Nur einen Tanzpartner und ein paar Tangos. Und dann sind wir alle beim nächsten Mal auch wirklich bereit, unseren ersten Schritt zu gehen. Im Allgemeinen sind wir Lernenden damit (mit dem Laufen) im Kurs eigentlich überfordert. Zumindest an dieser Stelle. Wir sollen uns nach vorne (bzw. rückwärts) bewegen und können noch nicht einmal die Partnerin (richtig) halten (bzw. den Partner), geschweige denn der Musik lauschen und ihr dann folgen. Also wird uns ab jetzt alles Weitere überfordern.

 

Ach ja, natürlich. Jetzt kommen die Supergescheiten. Die wussten schon alles, noch bevor der Lehrer fertig war mit Erklärungen. "Tanzhaltung? Kann ich schon. Also wann kommt die erste Figur?" An dieser Stelle würde ich mich für die Teilnahme bedanken und für die Zukunft alles Gute wünschen. Aber bitte nicht bei mir. So erspare ich vielleicht einigen Frauen die Qual, irgendwann mit diesem Tänzer tanzen zu "dürfen". Und die Frauen, die jetzt "loslegen" wollen? Ja, mit denen hätten wir Männer in Zukunft noch unsere Freude. Sie ist uns Führenden immer mindestens einen Schritt voraus. Entweder Gedanklich oder - noch schlimmer - in der Realität.

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Ein bisschen Hintergrundwissen zum Thema ist ganz allgemein sicher nicht schlecht. Das kann man zwischendurch einfließen lassen. Es kann als Einführung in der ersten Stunde gebracht werden. Zumindest sollte man die Schüler darauf hinweisen, sich etwas mit dem Thema zu befassen. Ist vielleicht nicht unbedingt überlebenswichtig. Wer aber länger beim TA dabei sein will, der sollte über entsprechende Kenntnisse verfügen. Hilft dabei bestimmte Rituale oder Verhaltensweisen zu verstehen.

 

Dann natürlich die Tanzhaltung. Das kam mir bisher immer zu kurz. Klar, die Umarmung selbst ist schnell erledigt. Aber sie ist doch so viel mehr. Wie und warum halte ich welchen Arm wie? Was ist gut? Was ist schlecht? Worauf sollte ich unbedingt achten? Welche Rolle übernimmt der Oberkörper? Die "Unabhängigkeit" von Ober- zu Unterkörper. Und natürlich die Sache mit der Nähe zum Tanzpartner. Das ganze sollte auch mit verschiedenen Tanzpartnern geübt werden. Denn nicht jede/jeder empfindet es gleich. So lerne ich relativ frühzeitig, worauf es hierbei ankommt und gewöhne mir "schlechtes" oder falsches möglichst erst gar nicht an.

 

So, jetzt kann ich also meinen Tanzpartner "halten". Da könnten wir doch gleich einmal ein bisschen Musik dazu machen. Ja, bleibt ruhig stehen. Keiner muss einen Schritt gehen. Fangt an zu HÖREN. Na, was sagt die Musik? Augen zu! Alle! Auch die Männer (die haben künftig ja kaum noch Gelegenheit dazu). Hören und fühlen. Die Musik. Die Partnerin. Wie fühlt sich eine gute Umarmung an? Sprecht gleich darüber. Das wird nämlich in Zukunft vermutlich nie mehr geschehen. Nutzt gleich die Möglichkeit des Feedbacks an euren Tanzpartner. Was ist gut? Was weniger? Und dann Partnerwechsel. Nächste Runde. So bekommt ihr gleich einmal ein Gefühl dafür.

 

Fast wie von alleine fangen die ersten Tanzpaare an sich ein bisschen zu bewegen. Sie nehmen den Rhythmus auf. Sie entwickeln "Taktgefühl". Dafür brauche ich nicht einmal Schritte zu unterrichten. Das würde sie vermutlich jetzt auch nur ablenken. Und so leid es mir tut, aber bereits jetzt ist die Zeit, sich von einigen zu verabschieden. Wer jetzt noch lange stocksteif und untätig rumsteht, der kann es gleich bleiben lassen. Klingt gemein? Hat jemand eine andere Meinung?

 

Wer kein Musikgefühl mitbringt, der soll sich sein weiteres Geld sparen. Es wird ihm/ihr wohl nichts bringen. Oder bestenfalls mit sehr, sehr viel Aufwand. Gehet hin und tuet mit eurer Zeit etwas Besseres.

 

Zurück zu denen, die bereit für die nächste Stufe sind. Vermutlich kam keiner der Männer (genauer: der Führenden) auf die Idee, seine Partnerin (die Folgenden) mittels Armeinsatz zu "bewegen". Warum auch. Durch den nicht vorhandenen Zwang zu laufen, haben sich vermutlich alle Frauen "am Körper" des Mannes orientiert. Sie "erfühlen" bereits worum es geht. Die "kopieren" seine Bewegungen. Sie versuchen sich im Gleichklang zu bewegen. Mir hat das am Anfang keiner beigebracht. Deshalb dachte ich zuerst, ich muss meine Hände und Arme zum "Lenken" einsetzen.

 

Und nur zur Erinnerung: wir sind noch keinen einzigen Schritt gelaufen. Dafür haben wir bereits zwei der wichtigsten Punkte gelernt: eine für beide angenehme Tanzhaltung und Umarmung und das Lauschen auf die Musik (die uns schließlich vorgibt, was zu tun ist). Und genau genommen sind es sogar drei Aspekte. Nämlich zusätzlich noch die Erkenntnis, sich am Partner (Führenden) zu orientieren.

 

Das alles kann jetzt jeder zu Hause weiter üben. Dafür brauche ich weder viel Platz, noch weitere Anweisungen. Nur einen Tanzpartner und ein paar Tangos. Und dann sind wir alle beim nächsten Mal auch wirklich bereit, unseren ersten Schritt zu gehen. Im Allgemeinen sind wir Lernenden damit (mit dem Laufen) im Kurs eigentlich überfordert. Zumindest an dieser Stelle. Wir sollen uns nach vorne (bzw. rückwärts) bewegen und können noch nicht einmal die Partnerin (richtig) halten (bzw. den Partner), geschweige denn der Musik lauschen und ihr dann folgen. Also wird uns ab jetzt alles Weitere überfordern.

 

Ach ja, natürlich. Jetzt kommen die Supergescheiten. Die wussten schon alles, noch bevor der Lehrer fertig war mit Erklärungen. "Tanzhaltung? Kann ich schon. Also wann kommt die erste Figur?" An dieser Stelle würde ich mich für die Teilnahme bedanken und für die Zukunft alles Gute wünschen. Aber bitte nicht bei mir. So erspare ich vielleicht einigen Frauen die Qual, irgendwann mit diesem Tänzer tanzen zu "dürfen". Und die Frauen, die jetzt "loslegen" wollen? Ja, mit denen hätten wir Männer in Zukunft noch unsere Freude. Sie ist uns Führenden immer mindestens einen Schritt voraus. Entweder Gedanklich oder - noch schlimmer - in der Realität.

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