Heikvaldo: Tango-Argentino - Erfahrungen

Heikvaldo: Die erste Tanda ... mit einer neuen Frau

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Irgendwo hatte ich einmal eine sehr schöne Beschreibung gelesen. Von einer Frau verfasst. "Wie sollte die erste Tanda (zwischen zwei neuen Tanzpartnern) optimalerweise ablaufen?"

(ich verzichte hier auf eine Quellenangabe, da ich nicht klären kann, ob das in ihrem Sinne ist)

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"Eine Cortina wird gerade gespielt. Stimmenwirrwarr, die Tanzfläche leert sich. Neue Paare bilden sich.

Ich will tanzen, meine Blicke schweifen durch den Saal. Ich will schon „aufgeben“ da treffen sich unsere Blicke. Ein freundliches Lächeln und Zunicken. Meint er tatsächlich mich? Neben mir sitzt ein junges, attraktives, schlankes Mädchen. Ein fragender Blick meinerseits, ja er meint mich ! Mein Herz schlägt höher, nur nichts anmerken lassen. Er ist ein sehr guter Tänzer, wie ich schon mehrmals auf Milongas beobachten konnte. Man trifft sich auf der Tanzfläche, begrüßt sich. Die Tanda beginnt – Carlos Di Sarli. Er ladet zur Umarmung ein, wie will er tanzen ? Eher offen, eng ? Unsere Hände berühren sich, die Umarmung beginnt, es wird eng getanzt. Er passt in der Größe zu mir, unsere Schläfen berühren sich.

Vorsichtig wiegt er uns in die Musik, die ersten Schritte beginnen. Hoffentlich mache ich nichts falsch, nur nicht „davonlaufen“ bleib in der Musik. Nicht denken, was „kommt“, du spürst was er „will“ ! Die Musik ist wunderbar, erstmals einfaches „Gehen“,( für mich) zurück, zu Seite, kleine Pivots. Der erste Tango, dieser Tanda nähert sich dem Ende. Der letzte Takt, der letzte Ton, der letzte Schritt endet punktgenau mit dem letzten Ton ! Es war schön, was er wohl denkt ?

Der zweite Tango beginnt, wieder die Einladung zur Umarmung. Sanftes „einwiegen“ zur Musik. Dieses Mal tastet er sich vor bei der Schritt- und „Figurenwahl“. Nur nicht denken, was kommt, aufrecht in Achse bleiben, nicht der Musik davonlaufen, die Worte des Lehrers immer im Ohr ! Ochos, Heros, ins Kreuz, er führt wunderbar. Wie macht er das ? Man merkt das nicht. Man spürt es einfach ! Der zweite Tango ist zu Ende.

Der dritte Tango, das gleiche Anfangsritual. Ich fühle seinen Herzschlag, ich höre die Musik. Ich folge ihm, denke nicht mehr nach, was der Lehrer gesagt hat. Viele Dinge passieren einfach, es ist herrlich. Ich traue mir schon kleine Verzierungen zu, er gibt mir die Zeit. Die Musik nähert sich dem Ende, letzter Ton, letzte Pose.

Es kommt noch ein vierter Tango, wunderbar ! Die Gedanken ganz beim Tanzpartner und der Musik. Ein sanfter Druck auf der Innenseite meines Oberschenkels, oh Gott, was „will“ er ? Schnell weg dieser Gedanke, mein Bein „schleudert“ ganz sanft von alleine nach hinten. Er führt noch einiges Unbekannte für mich, es passiert alles ganz einfach, ohne, dass es sich falsch anfühlt. Der Tango nähert sich dem Ende, wie schon die anderen zuvor, letzter Ton erfolgt zeitgleich mit dem letzten „Schritt“.

Die Umarmung löst sich, ein freundliches Lächeln, eine Cortina lädt zu einer neuen Tanda ein, man bedankt und verabschiedet sich mit netten Worten – es war sehr angenehm, es war wunderschön.

Mit diesem sehr schönen Gefühl, nach dieser Tanda beende ich diese Milonga. Sie wird mir lange in Erinnerung bleiben."

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Dadurch habe ich mir erstmals wirklich Gedanken darüber gemacht. Wie gehe ich "an eine neue Frau" heran? Wie sollte das ablaufen? Das gegenseitige "Abtasten". Nach etlichen Tandas und Frauen hat man(n) es soweit verstanden, dass der erste Tango mit einer fremden Frau ohne Ganchos, Voleos und co. ablaufen sollte. Man kennt sich noch nicht. Da ist es besser, "klein" anzufangen. Im ersten Tango "nur" Gehen, Base, Salida. Kaum ein Kreuz. Eventuell Ochos. Kommt darauf an, wie es läuft


Seitdem versuche ich mich an dieses Rezept zu halten.Danach kann gesteigert werden. Was eben beide "können". Er "führen" und sie "verstehen". Wir verlieren beide dadurch unsere "Unsicherheit", sie lernt mir "zu vertrauen". Ich werde sie nirgends anrempeln lassen, sie wird nicht stürzen, sich verletzen. So läuft es jetzt meistens ab, wenn ich mit einer Unbekannten das erste Mal tanze. Und meistens geht es so ganz gut.

 

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